Wer wir sind
Informationen
Predigt


Gedanken zu Mt. 1, 16. 18 – 21. 24a (Morgenlob am 19.3.3023 Kirche Mariä Himmelfahrt.) Josef stammt aus dem Haus und Geschlecht Davids. So steht es im Matthäus-Evangelium. Josef kann also seine Herkunft auf einen der berühmtesten Männer in der Geschichte Israels zurückführen. Doch unterschiedlicher könnten die beiden Männer nicht sein. Während über David viele Worte und Geschichten überliefert sind, weiß man von Josef fast nichts. Josefist als Handwerker der unscheinbare Mann im Hintergrund. Aber Josef weiß sich fest verwurzelt im Glauben seiner Väter, und er ist im Begriff, diesem Lebensbaum einen weiteren Zweig hinzuzufügen. Er ist verlobt mit Maria. Als Sohn Davids ist Josef für den Evangelisten Matthäus der Bürge göttlicher Verheißungstreue: Aus dem Stamm Jesse geht ein Reis hervor, der Friedensfürst soll aus dem Hause Davids kommen. Und dennoch wählt Gott nicht königliche Prunkstätten für seine Menschwerdung, sondern die einfache Familie aus dem Volk. Doch was nun? Noch ehe sie zusammenkamen, war Maria schwanger. Maria und er waren einander versprochen, ihr Eheversprechen war rechtlich bindend und der Ehebruch, von dem Josef zweifelsfrei ausgehen musste, konnte den Tod durch Steinigung für Maria bedeuten. Die Entscheidung darüber lag in Josefs Hand. Selbst wenn er sich in aller Stille von ihr trennte, war sein Lebenstraum geplatzt und es gab für ihn keine erkennbare Möglichkeit, wie er diesen Konflikt unbeschadet überstehen sollte. An dieser Stelle greift Gott ein. Er schickt seinen Engel, der Josefs Schlaf, die Empfänglichkeit seines Unterbewusstseins, nutzt: „Fürchte dich nicht ...“ Damit hat der Engel Josefs Gefühlslage wahrscheinlich präzise getroffen und Josef erfährt, dass das Kind durch das Wirken des Hl. Geistes empfangen wurde. Und der Engel bietet wieder einen Ausweg an im Rückgriff auf die Heilsgeschichte: Mit dem Auftrag, dem Kind den Namen Jesus zu geben, und der Verheißung an das ganze Volk Israel weckt er in Josef erneut das Vertrauen auf Gottes Vorsehung, den Heiligen Geist, der in seinem und Marias Leben atmet und wirkt. Durch den Engel hört Josef im Traum Gottes Auftrag, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen. Josef ist gerecht, barmherzig und vertrauenswürdig, aber diese Verantwortung, dieses Kind als sein eigenes anzunehmen, sprengt alle Vorstellungen Josefs. Josef, der Hörende, glaubt auch der Botschaft des Engels im Traum: Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten, denn Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben. Er nimmt alle Strapazen auf sich, flieht und kehrt nach der nächsten Engelsbotschaft nach Nazareth zurück. Sicher ist, dass Gott mit diesem Kind Großes vorhat und damit auch die Verantwortung des Josef und die Gefahren für das Kind und seine Mutter groß sind. Josef wird geahnt haben, dass das normale Familienleben mit Maria nun keinen Platz mehr haben wird.
Dieser großen Zumutung entspricht der große Glaube des Josef. Wir kennen aus vielen Berufungsgeschichten, dass der Berufene alle möglichen Einwände vorbringt, um Gottes Auftrag doch noch zu entgehen: Mose – ich kann nicht gut reden...Jeremia – ich bin zu jung...- Josef hört, schweigt, glaubt und tut, was Gott von ihm verlangt.
Aber nicht allein dadurch wird Josef zu einem Vorbild des Glaubens. Er hat als Pflegevater Jesu Sorge für ihn zu tragen – zunächst in allen äußerlichen und materiellen Dingen; seine Aufgabe und Sorge gehen aber noch weiter. Er führte Jesus auch in das Wort Gottes und den Glauben der Väter ein. Mit Josef wird Jesus in die Synagoge gegangen sein. Wir kennen die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel. Er war verschwunden. Maria und Josef suchten ihn mit Schmerzen. „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ Auch damit musste Josef fertig werden.
Im Vertrauen haben Maria und Josef ihre Erwählung angenommen, Protagonisten im Heilsplan Gottes zu sein, und sie können darin auch uns ein Beispiel geben und helfen, Dinge, die wir nicht verstehen, zu tragen und mit Gott an unserer Seite vertrauensvoll den Weg des Lebens zu gehen.
Die Verehrung des hl. Josef hat sich in der Kirche erst langsam durchgesetzt, aber ohne die Rolle des hl. Josef zu betrachten, gibt es kein vollständiges Verständnis der Kindheit und somit des Menschseins Jesu. Verehrt wird Josef hauptsächlich als guter Hausvater, der die Verantwortung für Maria und das Kind übernimmt, und der verzichtet auf eigene Wünsche und Pläne. Josef gab den beiden den nötigen Schutz, so dass Maria nicht als Ehebrecherin verurteilt wurde und Jesus geboren werden konnte. Josef ist der, der schützt und sorgt.
Josef hört auf Gottes Wort und handelt danach. Durch ihn, Josef, dem Nachkommen Davids, ist Jesus in die Geschichte der Verheißung an David eingeschlossen. Danke für Josef, den großen Glaubenden!